Inhalt

Geschichte


Geschichtliches

Urkundlich erwähnt wird Klein Escherde erstmals im Jahre 1258 als parvo (lat. parva = klein) Escherte, später auch als mistehnori Escherte und 1460 als Lutken Escherte. In der Urkunde überträgt Bischof Johann von Hildesheim dem Moritzstift etwa 60 Morgen (damals zwei Hufen) Land in Klein Escherde zur Ausstattung zweier Vikarien, d.h. den Amts- und Seelsorgebereichen zweier Vikare (Kaplane/Stellvertreter des Pfarrers).

Reste einer größeren Grabanlage aus der Jungsteinzeit und einer Wallanlage aus der Zeit 4000 v. Chr. in der unmittelbaren Nachbarschaft Klein Escherdes belegen frühe menschliche Besiedlungen in dieser Gegend. Auch auf Klein Escherder Flur wurde 1934 im Zuge von Waldrodungen ein Hügelgrab abgetragen.

Im Wappen Klein Escherdes stehen zwei rote Schlüssel aufrecht vor goldenem Hintergrund. Ihre Griffe zeigen nach unten, ihre Bärte sind nach außen gerichtet. Dieses ist das Wappenbild der Ritter von Escherde, die um 1200 im heutigen Groß Escherde ein Benediktiner-Kloster gegründet hatten. Dieses Wappen wurde bis zur Eingemeindung Klein Escherdes im Jahre 1974 auch im Dienstsiegel des Ortes geführt und findet sich in abgewandelter Form auch im Ortswappen des Nachbarortes Groß Escherde.

Seit der Eingemeindung gehört das beschauliche Klein Escherde mit neun weiteren Dörfern zur Gemeinde Nordstemmen. Im Ort geht es friedlich zu. Wer ihn besucht, wird gleich am Ortseingang mit einem schmucken Holzschild freundlich empfangen und stellt bald fest, dass das Dorf seinen Bewohnern am Herzen liegt. Blühende Rosen säumen im Sommer die Straßen und im Ortskern plätschert ein Brunnen. Schon drei Mal hat man hier am Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden teilgenommen und 1983 den 1. Platz belegt. Der 1988 gegründete Heimatverein kümmert sich erfolgreich um die dörfliche Kultur und so ist es nicht verwunderlich, dass der zweitkleinste Ortsteil der Gemeinde Nordstemmen mit nur etwa 490 Einwohnern eine eigene Heimatstube besitzt.

Da Klein Escherde, wie viele Orte im Landkreis Hildesheim, nicht mehr über Ladengeschäfte verfügt und auch hier die Grundschule seit Jahren geschlossen ist, müssen die Dorfbewohner mobil sein. Doch Klein Escherde liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraße 1, über die das nur wenige Kilometer entfernte Hildesheim und der Gemeindemittelpunkt Nordstemmen schnell zu erreichen sind. Über den Bahnhof in Nordstemmen ist darüber hinaus der Anschluss an das Schienennetz der Deutschen Bahn gegeben.


Historische Baulichkeiten

Katholische Kirche Heilige Familie

Zu finden: Akazienstraße

Die Vorgängerin der heutigen Kirche in Klein Escherde war eine Fachwerk-Kapelle mit relativ hohem Sandsteinsockel aus dem Jahre 1699. An die Gönner dieser Kapelle, das Ehepaar Barthold Linden und seine Ehefrau Gertrudis Ludewig wird an unterschiedlichen Stellen im Ort noch heute gedacht.

Diese Kapelle wurde im Frühjahr 1973 abgetragen, der letzte Gottesdienst fand am 8. April 1973 statt. Anschließend wurde sie im Museumsdorf Cloppenburg wieder aufgebaut und dort am 31. März 1977 der Öffentlichkeit übergeben. Eine Schautale informiert seitdem über die Herkunft der kleinen Kirche.

Der Grundstein für die neue und größere Kirche wurde im Juli 1973 gelegt und schon ein Jahr später konnte die Kirche wie schon die Kapelle vorher der Heiligen Familie geweiht werden. Bis auf das Gestühl, den Kreuzweg, ein Harmonium, einen Leuchter und eine alte Uhr ist die Innenausstattung der alten Kapelle in die neue Kirche übernommen worden.

Der Altar, vermutlich ursprünglich ein Seitenaltar der ehemaligen Klosterkirche des heutigen Haus Escherde, zeigt im oberen Altarbild von 1670 Maria bei Gottvater für die Menschheit bittend, im Bild darunter aus dem 18. Jahrhundert die Heilige Familie auf der Wanderschaft. Im Antependium, dem reich bestickten und verzierten Vorhang vor dem Altartisch, erkennt man die für die Heilige Familie stehenden Buchstaben: IHS = Jesus, MRA = Maria und JSH = Joseph. Es ist um etwa 1730 gefertigt worden.

Rechts im Altarraum befindet sich ein ehemaliger Altarschrein aus dem frühen 16. Jahrhundert, in dem die Apostel Andreas und Johannes zu erkennen sind. Da beide Figuren nach rechts gewandt sind, steht zu vermuten, dass eine von ihnen bereits ausgetauscht wurde. Der Name der zwischen ihnen abgebildeten Heiligenfigur ist nicht bekannt. Über dem Altarschrein zeigt ein Holzrelief die Marterung des Erasmus, ein Werk aus der Werkstatt des Hildesheimer Künstlers Meister Wolther aus der Zeit um 1520.

Ebenfalls auf dieser Seite des Altarraumes hängt ein Kreuz aus dem Jahre 1675, an dessen vier Enden vier Medaillons mit den Attributen der vier Evangelisten angebracht sind.

Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich figürliche Darstellungen der Apostel Petrus und Johannes, links von der Orgel die Heilige Katharina mit Palmzweig.

In einer Seitenkapelle erinnert eine weitere Figur an den Heiligen Josef, der den kindlichen Jesus auf seinem Arm hält. Daneben ist der mit Noten unterlegte Josefs-Hymnus zu lesen, der von Josef Clausing verfasst und 1946 von Max Seeboth vertont wurde. Clausing war von 1930 bis 1943 der letzte geistliche Schulleiter des Gymnasium Josephinum und lebte ab Herbst 1944 in Klein Escherde. Sein Hymnus wurde 1946 in der Kapelle des Ortes uraufgeführt.

Den alten Kreuzweg der Kapelle ersetzte man durch einen Kreuzweg, der von Schwestern der Benediktiner-Abtei Herstelle in Form von farbigen Keramiken gestaltet wurde. Er umfasst jedoch zwei Stationen mehr als sonst üblich. Die Stationen 13 und 14 zeigen den auferstandenen Christus und Christus beim Mahl mit den Jüngern in Emmaus.

Die Kirche in Klein Escherde ist tagsüber auch außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet.

Altes Schulhaus

Zu finden: Akazienstraße

Nach alten schriftlichen Aufzeichnungen geht die Schule in Klein Escherde auf das Jahr 1773 zurück, in den Akten des Bistums Hildesheim ist von einer Schule im Jahre 1791 die Rede. 25 Jahre später beklagt sich der Pastor des Dorfes über den Zustand der Schule, weil die jetzige Wohnung des Schullehrers eine elende, finstere kaum 5 Fuß hohe Strohhütte und noch dazu die Schulstube zugleich ist und weist auf die Notwendigkeit eines Schulneubaus hin. Doch diesen erlebt der Geistliche selbst nicht mehr. Der Bau eines neuen Schulhauses neben der Kirche wird erst 1823 unter seinem Nachfolger genehmigt und 1824 fertiggestellt. 1886/87 erhält das Schulgebäude einen Anbau, in dem von da an die Kinder Klein Escherdes unterrichtet werden. Die alte Schule ist nun Wohnhaus des Lehrers und wird nach der Schließung der Schule im Jahre 1976 bis zum Jahr 2003 als Wohnhaus für Ruhestandsgeistliche genutzt. Heute ist sie vermietet an eine Familie.

Dreierhaus

Zu finden: Rudolfstraße

Das Dreierhaus in der Rudolfstraße 2 und 4 ist Ende des 19. Jahrhunderts als Arbeiterhaus für drei Familien des Hofes Rössy in dieser Straße gebaut worden. Die besondere Geschichte dieses Grundstückes reicht aber deutlich weiter in das Jahr 1161 zurück, als Dompropst Rainald von Dassel das von ihm gegründete Johannisstift in Hildesheim mit Gütern an dieser Stelle in Klein Escherde ausstattet. 1567 werden Stift und Hof Johannis mit über 200 Morgen Land in Klein Escherder Steuerlisten geführt. Ende des 18. Jahrhunderts erscheint diese Hofstelle unter dem Namen Bonenpohls Hof. Der Ackerhof wird 1870 abgetragen und kommt in den Besitz der Hofstelle Rössy. 1999/2000 wird das Dreierhaus von seinen heutigen Besitzern und Bewohnern umfangreich saniert und steht unter Denkmalschutz. Das Wohngebäude des Hof Johanni aus dem Jahre 1747, heute Rudolfstraße 14, wird 1998 ebenfalls von einer Familie übernommen und saniert. Das alte Fachwerk des Gebäudes ist heute jedoch hinter einer Schindelverkleidung verborgen.

Güntherscher Hof

Zu finden: Teichstraße

In der Teichstraße steht heute noch ein altes und denkmalgeschützes Niedersächsisches Bauernhaus aus dem Jahre 1759. Über der Tenneneinfahrt am Nordgiebel ist eine Inschrift erhalten: An Gottes Segen ist alles gelegen ANNO MDCCLIX